Heute habe ich eine Frage zum Thema Fotorucksack bekommen und möchte an dieser Stelle öffentlich antworten, da ich diese Frage sehr oft gestellt bekomme und immer wieder Leute über Ihren Fotorucksack klagen.
Leser fragen, Fotografie Daniel Osterkamp antwortet:
Du fotografierst doch öfter auch mit der alten Mamiya. Seit ich deine Bilder gesehen hab, hab ich auch eine. Du warst zwar nicht der alleinige Grund, aber hattest schon erheblichen Anteil daran, dass ich letztlich so schnell zugeschlagen hab.
Ich hab die RZ aber jetzt seit Silvester immer in einer Umhängetasche, da sie nimmer in meine Fototasche passt. So langsam wird mir das aber wirklich zu ungemütlich, das nötige Kleingeld wär grade auch da für einen großen Rucksack. Deshalb wollt ich dich mal fragen, was du für einen hast.
Glaubst du, die passt in einen Lowepro Flipside? Oder muss ich am Ende einen von F-Stop-Gear kaufen (und 380 Dollar löhnen)?
Hallo und erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Erwerb der Mamiya (RZ Pro oder Pro II vermute ich mal). Für alle Leser, die nicht wissen, was die Mamiya RZ Pro II ist, sei gesagt, dass es sich dabei um eine analoge Mittelformatkamera handelt, die ohne große Technik auskommt und im Vergleich zu einer Kleinbild-Digitalkamera Bilder mit einer Auflösung von ca. 100 MP im Format 6×7 liefert. Neben Mamiya werden auch im gleichen Moment die Namen Hasselblad, Phase One oder Voigtländer genannt. Wie die Namensbezeichnung der Mamiya 67 vermuten läßt, nimmt die Kamera Bilder im Fortmat mit einer Seitenlänge von 6×7 auf. Das Format wird auch als Idealformat beschrieben, da Fotopapiere so am besten belichtet werden konnten, um möglichst wenig Verschnitt zu haben. Wer sich ausführlich über die Mamiya RZ67 informieren möchte, der kann z.B. bei Wikipedia starten.
Jetzt habt ihr vielleicht schon den ersten Unterschied zur Kleinbild – DSLR-Kamera oder Vollformatkamera mit einem Sensor oder „Negativ“ von 3.6 x 2.4 cm gemerkt. Das Negativ ist größer und bietet wesentlich mehr Auflösung. Damit verbunden ist auch schon der entscheidende Nachteil dieses Kamerasystems, auf das sich die Frage bezieht: Die Kamera ist größer und signifikant schwerer als eine normale DSLR.
Wie transportiere ich meine Foto-Ausrüstung? Einfache Frage, aber leider keine einfache Antwort, denn es kommt darauf an, was ich grade mache. Ich gehe erstmal auf den Verwendungszweck ein, der in der Leseranfrage beschrieben wurde. Die Kamera wird wohl öfters bei den verschiedensten Aktionen dabei sein und möglichst flexibel und mobil gehandhabt werden. Leider stand nicht dabei, ob ein Stativ mitgeführt wird, was bei Mittelformatkameras und den durchaus längeren Belichtungszeiten empfehlenswert ist.
Fotorucksack – Qual der Wahl oder die richtige Wahl des Fotorucksacks
Während meiner Zeit als Fotograf habe ich viele Reisen unternommen und verschiedenste Fotorucksäcke und Kamerataschen ausprobiert. Der Massenmarkt stellt hier immer auf eine DSLR ab, da dieses der größte Markt ist und eine etwas schwerere und größere Kamera eignet sich meist nicht, um in genormte Sling Taschen zu passen. Wer sich generell informieren möchte, dem sei die Seite Taschenfreak.de empfohlen, da dort eine Vielzahl von Foto-Taschen und Rucksäcke dargestellt werden, mit ausführlichen Beschreibungen des Taschenvolumens, Maßen und sogar Packbeispielen.
So kann man theoretisch seinen idealen Fotorucksack finden. Damals habe ich mir das Model Naneu K4L gekauft, welches ein Fotorucksack mit Tagesrucksack ist. Eigentlich ideal für Wanderungen, denn der Fotorucksack kann eine Digitalkamera aufnehmen (oder eine Mamiya) mit Linsen und man hat noch Raum für eine Trinkflasche, Kleidung und Essen. In der Theorie ideal, leider sieht die Praxis etwas anders aus, besonders, wenn noch ein Stativ hinzukommt, was bei den längeren Belichtungszeiten der Mittelformatkamera durchaus im Rahmen des Möglichen liegt. Denn dieser wird bei dem Fotorucksack hinten, mittig auf den Rucksack geschnallt, was von der Gewichtsverteilung mehr als eine Notlösung ist.
Vor allem in der Landschaftsfotografie und mit schwererem Gerät stoßen die meisten Fotorucksäcke an die Grenzen des komfortablen. Der Schwerpunkt vieler Fotorucksäcke ist weit nach hinten gelagert und liegt nicht nahe am Rücken an, wenn man den Rucksack umgeschnallt hat. Diesen entscheidenden Punkt merkt man leider erst, wenn der Rucksack mal 15 Minuten auf dem Rücken geschnallt ist. So war dann auch die Erfahrung mit dem Naneu K4L. Es passt alles rein, was man auf einer Reise braucht, aber wenn man vor Ort durch einen Canyon wandert, dann bricht man recht schnell zusammen, da das Gewicht sehr unvorteilhaft durch den ungünstigen Schwerpunkt verteilt wird. Erfahrungsgemäß steigt dann nicht grade die Lust auf fotografieren und die Fotos werden etwas „genervter“.
Des weiteren ist das Tragesystem der meisten Fotorucksäcke nicht so komfortabel gepolstert und der Fotorucksack kann ggf. in den Schultern einschneiden. Da jeder Mensch andere Körpermaße hat kann man nur sehr schwer Empfehlungen geben – außer probiert den Rucksack aus! Deshalb muss man individuell schauen, was für einen erträglich ist.
Eine Fotorucksack mit Schwerpunkt nah am Körper
Für mich persönlich hat sich folgende Lösung seit Jahren bewährt: Wenn ich auf Reisen gehe und Wert darauf lege, dass ich meine Ausrüstung (>10 Kilo) auch den ganzen Tag ohne Fluchen tragen kann, dann ist ein Rucksack mit vernünftigem Tragesystem wichtig. Ich habe ich mir einen Deuter Rucksack (Deuter Guide Rucksack 45) zugelegt, der 45 Liter fasst und bisher auch in jedes Flugzeug als Handgepäck eingecheckt wurde. In den Rucksack passen zwei DSLR-Kameras, drei Linsen (16-35mm, 24-70mm und 70-200mm) und meine Mamiya plus ein zusätzliches Filmmagazin und zwei Linsen + Kleinzeugs wie Blitze, Batterien, Speicherkarten, Selbstauslöser etc.. Das Stativ (ein Gitzo Traveller) kann man seitlich einfach dran stecken. Fertig, es passt alles rein, es ist flugtauglich und zur Not ohne Probleme tragbar.
Da ich gerne genug Platz haben wollte für den Fall der Fälle, habe ich mich für die 45+ Version entschieden, die man durch die am Rucksack angebrachten Spanngurte auch verkleinern und komprimieren kann. Wer es eine Nummer kleiner mag, der kann auch auf die Deuter Guide Rucksack 35 Version zurückgreifen, denn diesen Rucksack gibt es in verschiedenen Ausfertigungen und Größen. Wie anfänglich erwähnt sei hier aber jedem geraten, in einem Fachgeschäft einmal Rucksäcke mit Gewichten probe zu tragen, denn je nach Rückenlänge kann das Model mehr oder weniger geeignet sein.
Das Gute an dem (Foto-)Rucksack ist, dass das Tragesystem für meinen Rücken sehr gut passt und bequem auch mit voller Last über Stunden weg zu tragen ist. Des weiteren liegt der Schwerpunkt nahe am Körper, da der Rucksack flach geschnitten ist und nicht wie ein Anhänger hinten am Rücken über steht. Zudem findet das Stativ seitlich am Rucksack platz und muss nicht, wie beim Naneu hinten auf geschnallt werden, was den Schwerpunkt noch weiter vom Rücken weg trägt und Hebelgesetzen sei dank noch mehr an den Schultern zerrt. Deshalb fühlt man sich bei diesem Rucksack nicht nach hinten runter gezogen, wie bei den meisten Foto Rucksäcken.
Ein ähnliches Konzept scheint der f-stop Rucksack zu haben, den Du meinst, jedoch kostet der fast das Vierfache eines hochqualitativen Wanderrucksack + Schaumstoff-Inlay oder Teiler aus einem ausrangierten Fotorucksack und ich bin mir nicht sicher, ob das Problem des weit nach hinten gelagerten Schwerpunkts bei dem Rucksack gelöst ist. In dem Fall bevorzuge ich den normalen Rucksack, der den Schwerpunkt nah am Körper hat, ein erprobtes Tragesystem vorweist, weniger kostet und vor allem auch im Ausland nicht direkt nach „Achtung teures Kameraequipment“ schreit.
Du siehst, ich habe keine Tasche für die Mamiya alleine, da ich alles in einem Rucksacksystem habe. Zur Lichtmessung nehme ich meine DSLR und wenn ich ein Motiv habe, welches nach einem Mittelformatfoto schreit, dann mache ich damit noch ein zweites Foto.
Eine weitere Alternative, allerdings nicht mehr so transportabel sind die bekannten Peli-Cases oder B&W International Outdoor Cases. Zur Aufbewahrung, zum Transport im Auto oder Flugzeug. Beide Hersteller haben Cases mit Rollen im Angebot, die man z.B. am Flughafen leicht hinter sich her ziehen kann und sogar Handgepäck – tauglich sein sollten. Wenn alle Stricke reißen hätte ich zumindest keine Sorge, das Equipment in diesem Koffer aufzugeben, denn meines Wissens nach gibt es keine bessere Verpackung für Kameraequipment als diese Cases.
Beide Hersteller haben Cases für jeden Zweck im Angebot. Ich möchte hier kurz auf zwei eingehen, die ich ohne Bedingungen empfehlen kann. Ich besitze einen Peli Case Model 1560 (für meine DSLRs), einen B&W International Type 67 (für meine mobile Blitzanlage) und einen BW International Type 66 mit Schamstoffeinsatz (Für Linsen und die Mittelformatkamera). Der Unterschied zwischen dem 66 und 67 ist die Tiefe des Koffers. Type 66 ist vergleichbar mit dem Peli Case und hat ca. 20 cm Tiefe. Dummerweise hat mein Porty eine Tiefe von 22 cm, so dass ich für diesen auf den etwas tieferen BW International Type 67 umsteigen musste. Jedoch sind die beiden Versionen in der Länge und Breite gleich und somit bleiben die Koffer problemlos stapelbar und verrutschen auch nicht, wenn man sie lagert oder auf einem Trolly transportiert.
Bei den Hartschalenkoffer von Peli Cases und B&W International gibt es Versionen mit Schaumstoffeinsatz und Facheinteiler. Ich habe es bei der B&W Bestellung so gemacht, dass ich einen Koffer mit Schaumstoff und einen mit Facheinteiler genommen habe. Bei der Schaumstoffversion können die leicht vorgeschnittenen Schaumstoffteilchen herausgetrennt werden und auf die zu sichernden Objekte eingepasst werden. Die Reste habe ich dann dazu genutzt, um den zweiten Koffer mit den Facheinteilern verbliebene Lücken aufzufüllen. Hierzu kann man mit ein wenig Geschick, Sprühkleber und einem scharfen Teppichmesser – möglichst ohne Verletzungen! – sich alles zurecht schneiden.
Ich hoffe, dass Euch dieses ein wenig Einblick gibt, wie ich meine Ausrüstung in den unterschiedlichsten Situationen transportiere. Sicherlich gibt es keine Idealantwort, aber für meine zwei Hauptzwecke habe ich mich festgelegt – flexibel gepackter Rucksack oder Transportabel und sicher verpackt im Hartschalen Rollkoffer.
Habt Ihr Fragen oder Anregungen? Ich freue mich über Kommentare!
Anbei noch einmal alle Produkte, falls Ihr diese ggf. für eure Ausrüstung bestellen wollt:
Deuter Guide Rucksack 35
Deuter Guide Rucksack 45
Peli Case 1560 mit Schaumstoffeinsatz
BW International Type 66 mit Schamstoffeinsatz
BW International Type 66 mit Facheinteiler
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