Leser fragen, Fotografie Daniel Osterkamp antwortet zum Thema Stativ:
Du fotografierst doch öfter auch mit einem Stativ und bei deinem Nachtfotografie Kurs wird empfohlen, eines mit zu bringen. Kannst Du ein Bestimmtes empfehlen?
Stativ – das braucht doch kein Mensch, oder?
Oberflächlich betrachtet kann man sagen, ja, es findet sich immer eine Möglichkeit, die Kamera an einer Wand, Astgabel oder mit einem Stein unter der Linse in der entsprechenden Position zu halten. Aber ein Stativ kann das ganze viel Flexibler und ohne die Kamera zu beschädigen.
Mit einem Stativ kann die Kamera in kleinen Schritten bewegt werden, um den Bildausschnitt genau zu bestimmen. Zudem haben manche Stative bzw. Stativköpfe auch eine eingebaute Wasserwaage, die direkt anzeigt, ob die Kamera horizontal ausgerichtet ist. Ansonsten „läuft“ bei das Wasser aus dem Bild ;-). Während meiner Erfahrung als Fotograf habe ich zudem die Beobachtung gemacht, dass man sich mit einem Stativ bewusster mit dem Bildausschnitt auseinander setzt und die Bilder dadurch an Qualität gewinnen.
Kaufen oder doch vielleicht ein Stativ leihen?
Wenn möglich, dann würde ich jedem raten, schaut euch verschiedene Modelle an und wenn ein Kauf im Moment nicht im Budget ist, dann leiht Euch zum Kurs Nachtfotografie – München bei Nacht, ggf. ein Stativ von einem Bekannten. Sehr oft haben diese noch ein altes Modell z.B. im Keller stehen und benutzen es nicht (mehr). Wieso sollte ein Stativ irgendwo im Keller stehen? Diese Frage mag sich nun der eine oder andere fragen, aber die Antwort ist simpel. Wenn ich nur einmal ein Stativ benötige und stelle fest, dass die Schlepperei ggf. zu aufwendig ist und man doch lieber bei genügend Licht bzw. mit schnellen Verschlusszeiten fotografiert, dann lohnt sich eine Neuanschaffung von einigen Hundert Euro nicht wirklich. Quellen könnten hier ggf. Foto-Fachgeschäfte sein, die auch einen Verleih-Service haben oder auch Freunde und Bekannte, denn oftmals gibt es einen passionierten, aber im Ruhestand befindlichen Fotografen im näheren Umfeld, der vielleicht ein Stativ zu Hause hat und dieses ausleihen kann. Wenn Ihr dann Glück habt, könnt ihr das Stativ vielleicht nachträglich sogar erwerben. Dieses geht auch ohne Probleme, denn im Normalfall kauft man sich einmal ein Model und hat etwas für die Ewigkeit denn die qualitativ hochwertigen Stative haben eine sehr lange Haltbarkeit und überdauern die meisten Kameras.
Geiz ist Geil…?
„Geiz ist Geil“ ist zwar modern und die entsprechenden Elektronik-Discounter bieten verschiedene Modelle an, die 100 Euro oder weniger kosten. Wer hier spart – spart leider am falschen Ende und kauft doppelt. Klar, besser als kein Stativ ist es immer, aber ihr werdet feststellen, dass die Qualität, Haltbarkeit und vor allem die Stabilität zu wünschen übrig lässt. Die Empfehlung wäre hier, ggf. in Foto-Foren oder Kleinanzeigen nach einem der unten stehenden Modelle zu suchen und eines gebraucht zu kaufen. Denn wie oben schon erwähnt, ein Stativ ist sehr haltbar und die Technik hat sich in den letzten Jahren nicht grundlegend geändert, so dass man mit dem „alten“ Sachen nichts mehr anfangen kann. Im Gegenteil, Holzstative erleben sogar ein kleines Revival.
Was kostet ein Stativ?
Je nach Material gibt es unterschiedliche Preisrahmen. Bei den Stativen gibt es Ausfertigungen in Holz, Aluminium, Basalt und Carbon.
In der Reihenfolge ist auch die Preisregion festzuhalten. Gute Holzstative sind in der Regel ab 100 Euro zu haben. Aluminiumstative liegen so um die 150 Euro. Einen größeren Sprung macht man schon bei den Basaltstativen, die ca. 250 Euro kosten und die leichte und stabile Oberklasse der Stative bilden die Carbonstative beginnend bei ca. 325 Euro. Nach oben hin sind natürlich auch hier keine Grenzen gesetzt.
Magisches Dreieck beim Stativkauf
Viele kennen diese Art von Schaubild bestimmt aus der Bank oder vom Anlageberater, wo man Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit als drei Eigenschaften vorgestellt bekommt, die alle sehr attraktiv erscheinen, aber leider nicht alle gleichzeitig erreichbar sind.
Beim Stativ verhält es sich leider auch so:
Ein leichtes und stabiles ist teuer (Carbon),
ein günstiges stabiles ist leider schwer (Aluminium) und
ein günstiges leichtes ist leider alles, aber nicht stabil (Billig-Importe, Elektronikdiscounter).
Holz ist meist sperrig (da man nicht 10 Holzstücke zusammenschrauben oder gar schieben kann) und Basalt ist zwischen Carbon und Aluminium einzuordnen.
Worauf sollte ich beim Kauf achten?
Beim Stativkauf spielt der Einsatzzweck eine Rolle, es gibt leichte kompakte für die Reise oder etwas, wenn ich nicht so mobil sein muss (für eine kurze Foto-Tour z.B.).
Des weiteren muss das Stativ die Schwingungen, die durch den Spiegelschlag der Kamera verursacht werden, absorbieren ohne dass die Kamera anfängt auf dem Stativ zu wackeln. Heutzutage gibt es zum Glück die Funktion der Spiegelvorauslösung und dieses Argument wird dementsprechend etwas in den Hintergrund gestellt. Jedoch sollte man bedenken, dass das Stativ hoch genug ist, um die Kamera auf Kopfhöhe zu haben, damit man ohne krummen Rücken durch den Sucher schauen kann. Viele Verkäufer argumentieren hier mit dem ausziehbaren Mittelteil des Stativ. Davon rate ich ab. Wieso? Ganz einfach, je weiter die Mittelsäule ausgezogen wird, desto anfälliger wird das Stativ für Schwingungen. Ich ziehe meine Mittelsäule nur aus, wenn ich nicht mit der Kamera über eine Mauer schauen kann, aber selbst dann würde ich eher das Stativ auf die Mauer stellen! Deshalb nehmt ein Stativ, dass hoch genug ist. Grade wenn man länger unterwegs ist, strengt eine gebückte Haltung enorm an und bei meinem Reisestativ habe ich es z.B. bereut, dass ich die „kleine“ Version gewählt habe. Macht nicht den Fehler, sonst steht ihr wie der Glöckner von Notre Dame vor dem Stativ ;-).
Wie hoch ist nun hoch genug? Angenommen ihr seid, wie ich ca. 1.70m hoch, dann sitzen die Augen ca. 5 cm tiefer. Also Auge auf 1.65cm. Dann hat die Kamera selbst noch einmal 5 cm und ein Stativkopf, der auf dem Stativ befestigt wird noch einmal weitere 10 cm. Dann sollten wir auf eine Stativhöhe von ca. 1.50m kommen. Aber auch hier gilt, probiert es am besten einmal im Fachgeschäft aus, bevor man sich verschätzt.
Je mehr Beinsegmente ein Stativ hat, desto instabiler wird es natürlich. Hm, mein Reisestativ hat 3 Bein-Segmente und ich habe bisher keine Probleme damit feststellen können. Leider fehlt mir die Erfahrung bei 4-Segmenten, aber ich vermute, dass bei den hochwertigen Stativen kein signifikanter Stabilitätsunterschied zu erkennen ist.
Herstellerangaben zu Stativen
Ich habe bisher noch keinen Stativ-TüV gesehen oder eine genormte Testreihe gefunden, wie viel die Herstellerangaben halten. Beim Stativkauf sieht man häufig KG anzahlen, was man dem Stativ aufladen darf, bis es vermutlich auseinander fällt. Leider sind diese Werte sehr optimistisch und ihr solltet es einfach realistisch betrachten. Stellt euch vor, es gibt Kompaktkameras, die ein paar hundert Gramm wiegen und am anderen Ende z.B. eine Mamiya Mittelformatkamera, die über 3 KG auf die Waage bringt. Dementsprechend gibt es auch Stative, die für kleine und große Kameras mit riesigen Teleobjektiven geeignet sind. Wollt Ihr Fotografie länger betreiben, dann nehmt lieber ein Stativ, was genügend Reserve hat, denn schnell kauft man sich eine neue Linse, die etwas mehr wiegt, dann neigt das Stativ plötzlich zum umfallen und schwubbs ist die Linse kaputt oder gar ins Wasser gefallen… Sprich hier wurde dann am falschen Ende gespart.
Die Angaben, die jeder Hersteller macht sind mit Vorsicht zu genießen und lieber ein paar KG Luft hinein rechnen, um den realistischen Wert zu erhalten.
Der Stativkopf
Stativköpfe können verschiedene Zwecke erfüllen und sollten von der Dimensionierung auf jeden Fall groß genug ausgelegt werden, dass man um die 80% Auslastung fährt. Auch Stativköpfe habe eine Kilo-Angabe und am besten testet man mit seinem schwersten Ausrüstungsgegenstand einmal, ob sich nach Festschrauben des Stativkopfes das System aus Kamera und Stativ noch bewegt. Denn das passiert auch beim Fotografieren. Nach 4 Minuten ist der Stativkopf minimal gesackt und das Bild verwackelt. Lösung: Einen Stativkopf mit mehr Leistung nehmen. Ich habe persönlich an meinem Stativ den kleinsten Kugelkopf von Gitzo montiert, den es gibt und er hält meine Canon EOS 5 D mit einem mittelgroßen Objektiv stabil, für alles größere wird es da schon schwierig bei Langzeitbelichtungen.
Bei den Stativköpfen gibt es verschiedene Varianten, die unterschiedliche Zwecke erfüllen. Zum Anfang würde ich zu einem Kugelkopf raten, der sich gut feststellen lässt und sich danach nicht mehr absackt. Eine einstellbare Friktion ist für den Anfang nicht nötig, man kann auch gut ohne diese Funktion leben. Nachdem man einen Allround-Stativkopf gefunden hat, kann man sich überlegen Spezialköpfe wie z.B. Köpfe mit Panoramafunktion anzusehen, die speziell Vorteile bei der Panoramafotografie mit sich bringen.
Schnellwechselsysteme am Kopf
Früher wurden die Kameras mittels eines 1/4″- oder 3/8″-Gewinde direkt auf die Stative geschraubt. Das wäre nicht nur mir zu Umständlich und deshalb haben die Hersteller ein Wechselsystem entwickelt. Meist ist beim Stativkopf eine kleine Platte dabei, die an die Kamera geschraubt wird und mittels der Platte lässt sich die Kamera schnell und unkompliziert in das Stativ einklinken. Hier liegt aber leider der Hase im Pfeffer, denn nicht jedes System ist praktisch, solide und vor allem untereinander kompatibel. Das am meisten verbreitete System ist das sog. Schwalbenschwanzsystem (Arca Swiss Standard), gefolgt von den Systemen der namhaften Stativhersteller wie z.B. von Novoflex, Gitzo oder Manfrotto.
Stativempfehlungen
Lange Rede kurzer Sinn – was empfehle ich?
Erfahrene Fotografen empfehlen sehr oft die folgenden Stativen, die sich auch bei längerem Gebrauch als taugliches Arbeitsgerät herausgestellt haben.
Stative aus Aluminium
Stative aus Carbon
Stative für die Weltreise
Stativköpfe
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Alternativ sei hier noch der Really Right Stuff BH-55 genannt, der allerdings nur via Import zu beziehen ist.
Weiterführende Links:
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