Heute möchte ich die Kunst der Fotografie als Buchtipp vorstellen, denn in meinen Fotokursen zur Nachtfotografie, welche nicht nur von Anfängern besucht werden, werde ich häufig gefragt, ob ich ein gutes Buch empfehlen kann, welches ein bisschen mehr bietet, als Grundlagenwissen. Also ein Buch, welches geeignet ist auch einem erfahrenen Fotografen etwas beizubringen. Keine leichte Aufgabe, denn geht man in die einschlägige Buchhandlung oder durchstöbert das Warenangebot von Amazon, so stellt man fest, dass es nur so von Grundlagenliteratur wimmelt.
* oder * im englischen Originaltitel möchte ich euch jedoch vorstellen. Dieses Buch hat mich positiv begeistert und ist definitiv für den fortgeschrittenen Fotografen tauglich. Auf den 341 Seiten gibt es viel zu lernen, Themen und Philosophien die zum nachdenken anregen und sogar etwas, was man leicht selbst zu Hause ausprobieren kann, sollte man auf den Geschmack kommen.
Wie bereits geschrieben gibt es zwei Versionen des Buches. Einmal in Deutsch und das Original in Englisch, welches ich gelesen habe und auch empfehlen kann, da es einfach geschrieben ist und vermutlich keine großen Probleme bereiten sollte, sofern man ab und zu mal einen englischen Weblog-Artikel lesen kann.
Meine erste Buchrezession und das von jemanden, der nicht dafür bekannt ist, dass er Bücher verschlingt. Das alleine sollte schon ein Anzeichen sein, dass das Buch gut ist ;-).
Ihr seht, * hat mich zumindest überzeugt und ich habe es von A-Z komplett gelesen. Zuerst möchte ich sagen, was Ihr in dem Buch nicht finden werdet, da dieses Buch sich an Leute richtet, die wissen, wie man eine Kamera bedient und Fotos macht. In dem Buch wird nur an einer Stelle kurz darauf eingegangen, wie man die Lichtmenge mittels Blende bzw. Verschlusszeit steuert. Ansonsten sucht man in dem Buch vergeblich, was für Sensorgrößen, Chiptypen, Blenden, ISO, Fokusarten etc. es gibt. Ich denke, diese Nische decken Bedienungsanleitung, z.B. * oder mein Einführungs-Fotokurs bestens ab.
Der Autor (Bruce Barnbaum) behandelt in diesem Buch Digital- und analoge Fotografie. Das mag sicherlich für viele Leser nun weniger spannend klingen, aber die Kapitel über die Analogfotografie sollte man nicht unterschätzen – doch dazu später mehr.
Kapitel des Buches aus der englischen Ausgabe von Kunst der Fotografie:
- Communication through Photography / Kommunikation durch Fotografie
- What is Composition / Was bedeutet Komposition
- Elements of Composition / Elemente der Komposition
- Visualization / Visualisierung
- Light / Licht
- Color / Farbe
- Filter
- The Zone System / Das Zonen System
- BW Negative and Contrast Control through extended Zone System / SW Negativ und Kontrastkontrolle durch das erweiterte Zonensystem
- The Print / Der Druck
- Digital Zone System / Digitale Zonensystem
- Presentation / Bildpräsentation
- Exploding Photographic Myths / Widerlegen von Fotografischen Mythen
- – 18. Techniques, Art, Creativity, Personal Philosophy / Kreativtechniken, Kunst, Kreativität, Persönliche Note
In den Kapiteln 1-4 geht der Autor darauf ein, was Fotografie für ihn selbst bedeutet und was gute Fotografie ausmacht. In den Kapiteln 5 bis 6 behandelt Barnbaum ausführlich die folgenden Punkte: Visualisierung, Komposition, Elemente der Komposition (Farben, Linien, Formen, Texturen), Licht und Farbe. Hier wird man – reflektiert man sich selbst ein wenig – feststellen, dass man selbst beim fotografieren bisher die Kamera vielleicht nur auf das Motiv ausrichtet, auslöst und dann weiter geht. Animiert durch das Hintergrundwissen wird man nach Lesen des Buches bestimmt noch eine weitere oder sogar mehrere Aufnahmen machen, die Stück für Stück an ein perfektes, aussagekräftigeres Bild heranreichen. Dabei sollte es egal sein mit welchem Equipment man das Bild macht. Die Hauptsache ist, man macht das Bild bzw. visualisiert es sich vorher selbst vor seinem geistigen Auge. Beachtet man dieses, dann sollten sich die Bilder bereits verbessern und das Lesen des Buches „ *“ hat sich bereits gelohnt!
Das ist aber noch nicht alles. Das Kapitel 7 bezieht sich auf Filter. Im Kapitel Filter geht es zum einen über Grauverlaufsfilter, Polfilter und Filter für die Schwarz-Weiß Fotografie, um den Kontrast zu steuern. Selbst wenn man nur an der Digitalfotografie interessiert ist, ist der Abschnitt über Grauverlaufsfilter und Polfilter definitiv lesenswert, da nicht nur der Nutzen, sondern auch die Gefahren von einem Polfiltereinsatz beschrieben werden! Für Analogfotografie kann ich den Teil sehr empfehlen, da hier sehr deutlich der Filtereinsatz zur gezielten Kontrast und Helligkeitssteuerung bei Schwarz-Weiss Film beschrieben wird.
Jeder der sich ausgiebig mit Fotografie beschäftigt, wird vielleicht einmal über eine gebrauchte Mittelformatkamera auf Rollfilm – Basis stolpern und schwach werden. Deshalb ist das Kapitel 8 bis 10 ausschließlich dem Analogfilm gewidmet. Hier beschreibt der Autor sehr leicht verständlich, wie man z.B. den Dynamikumfang eines Negativ-Films komplett für sich nutzen kann. Es sei nur soviel gesagt, dass Film bis zu 18 Blenden Dynamikumfang hat, eine Digitalkamera schafft vielleicht grade mal 12. Dieses und die entsprechenden Entwicklungstechniken werden ausführlich beschrieben. Mit ca. 375 Euro für eine gebrauchte Mittelformatkamera + Dunkelsack und Entwicklerdose + Chemie ist man schon komplett eingerichtet, um seine ersten Experimente zu machen. Wer mehr dazu wissen will, kann mich gerne kontaktieren oder Fragen in den Kommentaren schreiben.
Wer analog partout nicht mag, oder es ausklammern möchte, dem steht im Kapitel 11 das Equivalent mit der Digitalfotografie zur Verfügung. Hier erklärt Barnbaum die richtige Belichtung mittels des Histogramms, so dass das RAW-File optimal für die Weiterverarbeitung in der Bildbearbeitung aufgenommen wird. Hier sollte jeder Fotograf endlich den Sprung auf RAW machen, sollte jemand noch in JPEG oder anderen Formaten fotografieren.
Kapitel 12 beschäftigt sich mit der Präsentation der Bilder. Ich möchte da nicht extra drauf eingehen, sondern einfach den Hinweis geben, dass ein gedrucktes Bild oder ein Bild auf Aluplatte aufgezogen wesentlich besser aussieht und man das Produkt auch greifen kann.
Im Kapitel 13 behandelt der Autor die Grundregeln der Fotografie und widerlegt diese anhand von Beispielen. Zugegeben, ich habe Regeln immer nur als grobe Richtlinie angesehen und diese nie 100%ig befolgt. Mit ein bisschen gesundem Menschenverstand wird man vermutlich selbst auch auf diese Ergebnisse kommen, aber das mag jeder selbst für sich entscheiden, vielleicht bringt dieses Kapitel ja den einen oder anderen Aha-Effekt. Mich persönlich hat dieses Kapitel eher etwas enttäuscht, da es mehr eine Zusammenfassung des Buches ist und keinen wirklich neuen Inhalt hatte.
Dann folgt eher der philosophische Teil zur Fotografie: Wie entwickelt man sich als Fotograf weiter, wie gestaltet man den eigenen Stil und wie bestreitet man den Weg, der hoffentlich zum Erfolg führt.
Fazit: Gelungenes Buch, welches ich sehr gerne gelesen habe und mich dazu animiert auch mehr mit meiner Analogkamera auf SW Basis zu machen, als bisher. Da habe ich eine Menge mitgenommen und es ließt sich leichter als * von Ansel Adams. Ferner behandelt * Themen der Gestaltung, die viele Fotobücher auslassen und die gerne vernachlässigt werden. Viele männliche Fotografen beherrschen die Technik, während es auf der kreativen Seite etwas mangelt. Dieses Buch hilft sich weiter zu entwickeln. Empfehlung für diejenigen, die die Technik der Fotografie bereits beherrschen.